Perchten

Die Geschichte

Die Perchta oder Bertha (auch Pertha, Percht, Precht, Berta u. ä.) und die eng mit ihr verwandte Hulda oder Holle (auch: Holda, Holte, Huldre, Hel u. ä.) sind Gestalten, die sich in verschiedener Weise immer wieder in slawischen und nordischen Mythologien und im Volksglauben finden. Die Bezeichnung »Perchta« findet sich eher im süddeutschen und alpenländischen, aber auch im slawischen Raum, wohingegen »Hulda« eher im norddeutschen und (seltener) auch im skandinavischen Raum zu finden ist.
Ursprünglich scheint die Perchta-Hulda (ahd. "peraht" = hell, glänzend) zur Wilden Jagd gehört zu haben, war also eine Tote Seele (ein Dämon, Geist oder Irrlicht) (vgl. HDA 5, 1782ff.). Zuerst scheint es sich dabei um eine Gruppe von Geistern gehandelt zu haben, aus denen dann zunehmend ein einzelner hervortrat. Dennoch sind die Hulden oder die Perchten (Perthen), die in der Wilden Percht durch die Lüfte schwirren, noch lange als Begleiterin der dann schon exponierten Perchta bzw. Hulda bekannt. Sie treiben im Aberglauben vor allem in den Rauhnächten ihr Unwesen (vgl. Grimm, Myth., 1, 224).
Perchta und Hulda sind auch dämonische Spinnerinnen, die mit den Schicksalsfrauen der nordischen Mythologie, den Nornen in engem Zusammenhang stehen. Ihre Attribute sind ein Wollknäul, das niemals zu Ende geht und eine Spindel. Die Hulda kann sogar als Weiterbildung der ursprünglich singulären Norne Urdr betrachtet werden. In der Figur der Perchta-Hulda finden sich dann auch Attribute der göttlichen Spinnerin Frigga (Freya) wieder. Perchta findet sich seltener auch als Zwergenkönigin oder Königin der Heimchen. Die Attribute einer Wintergöttin finden sich jedoch noch bis in das Märchen von Frau Holle. Gerade in den Rauhnächten wird die Perchta-Hulda so zur Erklärung für Sturm, Regen und Schnee.
Perchta wie Hulda bestrafen die Faulheit und auch die unangebrachte Neugier. Ihr Atem kann töten oder blenden. Die Vorstellung, die sich der Volksglaube von dieser Strafe im Einzelnen macht, kann von einfachen Albträumen bis hin zu radikalen Eingriffen, wie dem an die Sieben Geißlein erinnernden Aufschlitzen des Bauches reichen. Der Bauch des Opfers wird dann gern noch mit Steinen gefüllt, um es in einem Brunnen zu versenken. Umgekehrt werden Fleiß und Hilfsbereitschaft belohnt. Neben den vollen Spulen, goldenen Fäden und Flachknoten für Spinnerinnen gibt es auch Münzen, die Mägde in Eimern (vorwiegend am Brunnen) finden. Wo die Vegetationsdämonie von der Figur der Perchta und (vorwiegend) der Hulda assimiliert wird, kann bei den Begünstigten das Wachstum des Getreides beeinflusst, das Feld umgepflügt oder das Korn geschnitten werden.
Der Brunnen oder ein Teich sind auch die Orte, an dem die Perchta-Hulda dann die noch nicht geborenen Seelen hütet (vgl. Grimm, Sagen 4,4 ; Myth., 1, 222). Die Pflanze der Perchta-Hulda ist der Holunderstrauch, dem von alters her magische Kräfte und eine Schutzfunktion gegenüber schwarzmagischem Zauber nachgesagt werden. Die Perchta straft jeden, der einen Hollerstrauch fällt oder beschneidet. Während die schwarze Katze (Freya), die die Hulda oft begleitet, oder der Holunderstrauch auf die Übernahme der heidnischen Attribute weisen, deuten der Marienkäfer und der Rosenstrauch, an dem Hulda ihren Schleier trocknet, auf die zunehmende christliche Überformung der Mythe.
Die Perchta wird – als Butzebercht – dann auch als altes, verwahrlostes Weib dargestellt, das einen verkrüppelten (vom Spinnen zu groß geratenen oder auch enten- oder gänseförmigen) Fuß hat, wie die alten Frauen in dem Märchen Die drei Spinnerinnen. Die Attribute überschneiden sich hier mit denen der Hexenfigur des Aberglaubens. Das männliche Pendent der Butzebercht ist dann der Butzemann. Seltener findet sich eine mit Rüstung versehene Eiserne Perchta. In der christianisierten Form werden der Perchta-Hulda zunehmend Attribute der Maria beigefügt. Die in dieser Form auch als Weiße Frau bekannte Perchta-Hulda wird nun auch als Führerin einer Schar unschuldiger Kinder vorgestellt. Ihr Tag ist vornehmlich der 6. Januar (Epiphanias bzw. Dreikönigstag). Auftritte sind aber auch Ostern oder zum Beginn des Faschings möglich. Perchta wie Hulda fahren dann durch Lüfte und müssen besänftigt werden, was bei der Perchta vor allem mit Bier und Kuchen möglich ist.

Geschichte des Perchten-Brauchtums

Die Percht als Teil der Wilden Jagd war bereits in der Antike fester Bestandteil der Neujahrszeremonien. Mit der zunehmenden Christianisierung im Alpenraum zu Beginn des Mittelalters wurde die Perchta-Holla dann zunehmend zur Gestalt der "domina Berchta", einer Personifierung der Trägheit und Verschwendungssucht. Eine Übertragung des Namens der Prechta auf die sie begleitenden Dämonen und Geister findet man erstmals im 16. Jh.. Deren wildes Treiben wurde in den folgenden Jahrhunderten allerdings zunehmend als unchristlicher Aberglaube abgetan und es gab Anstrengungen seitens der katholischen Kirche dieses Brauchtum zu unterbinden. Eine Renaissance erlebten die Perchtenkulte erst wieder mit der Säkularisation und einer sich ändernden Einstellung zur Volkskultur im 19. Jh.

Vermehrt bis in die 50er Jahre und vereinzelt noch heute finden sich in manchen Orten in Süddeutschland und den Alpen die Perchtenläufe, insbesondere in der Zeit um den 5. Dezember und in der Nachweihnachtszeit (den sogenannten 12 Rauhnächten von Heiligabend bis Dreikönigstag). Inwieweit das Perchtenlaufen wirklich auf heidnische Bräuche zurückgeht, ist umstritten.

In Salzburg wurde das Fest der Perchta 1941 zum letzten Mal mit Masken gefeiert. So genannte Schönperchten (Tresterer) finden sich noch heute in Zell am See, Stuhlfelden und Unken. Auch in Bayern finden noch heute z. B. in Nonn bei Bad Reichenhall und im Rupertiwinkel in Ainring und Laufen Perchtenläufe statt. Am bekanntesten ist der Pongauer Perchtenlauf. Dieser findet abwechselnd in den vier Gemeinden: St.Johann/Pg, Altenmarkt, Bischofshofen und Bad Gastein am 6.Jänner statt. Nachweislich wurden die ersten Perchtenläufe schon vor 1850 ausgetragen. Zu sehen sind unter anderem Tafelperchten, Kappenperchten, Habergoaß, dem Bären mit Treiber, dem Rettenbachbock, Werchmandln sowie dem Jäger und Wilderer und dem Teufelsbrünnljäger als Figuren. Die Wilde Jagd findet noch immer in einem der Orte rund um den Untersberg (Großgmain, Viehausen, Maxglan, Morzg, Grödig, Anif oder in Leopoldskron-Moos) ihre Darstellung. Und Schnabelperchten kennen Rauris, Wörth und Bad Gastein. Viele dieser Perchtaufführungen sind aber eher als touristische Attraktion, denn als lebendiges Brauchtum zu bewerten. Es existieren jedoch noch eine Vielzahl von sogenannten Passen, Vereinigungen, die Perchtenkostüme herstellen und Perchtenläufe veranstalten.

 

 

 

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